Josef – gesandt, unterwegs, verworfen, verleumdet, verkauft

14. August 2017
 
In der rabbinischen Literatur entwickelten sich zwei Messias-Modelle: Ein Messias wie Josef und ein Messias wie David (siehe: „Die Sehnsucht nach einem Messias“).
 
Hier geht es um 1.Mose 37,12-36
 
Gesandt
Eines Tages rief Vater Jakob seinen Sohn Josef und gab ihm den Auftrag nach seinen Brüdern zu schauen. Die natürlichste Reaktion wäre gewesen: „Nein, nur das nicht! Die mögen mich doch überhaupt nicht leiden“ Welche plausible Ausrede könnte er nur vorbringen, damit er nicht hingehen muss? In der Bibel finden wir aber von Josef eine ganz andere Reaktion. Er sagte: „Hier bin ich“ (1.Mose 37,13). Als Gott Jesaja rief, sprach dieser: „Hier bin ich, sende mich!“ (Jesaja 6,8). Und als Gott seinen Sohn in die Welt sandte, „erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz (Philipper 2,8). Jesus sagte einmal: „Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Matthäus 15,24). Jesus und Josef ließen sich senden, auch wenn sie wussten, dass man nicht positiv auf sie reagieren wird.
 
Und wir? Wie viele Ausreden haben wir Gott schon vorgebracht und wie oft haben wir uns schon taub gestellt? Unser Problem ist meistens nicht, dass wir nicht wissen, was wir tun sollten, sondern dass wir nicht tun, was wir wissen. Josef lebte uns den Gehorsam gegenüber seinem Vater vor. Wie viel mehr hätten wir allen Grund, unserem liebenden, himmlischen Vater zu vertrauen und in allem gehorsam zu sein.
 
Josef erhielt einen klaren Auftrag: „Geh hin, sieh, ob es deinen Brüdern und den Schafen gut geht und erstatte mir Bericht“ (1.Mose 37,14). Jesus selbst hatte auch den klaren Auftrag, seine Brüder, das Volk Israel, zu suchen. Auch Jesus gab seinen Nachfolgern den klaren Auftrag: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die gute Nachricht von der Erlösung“ (Markus 16,15). Nach Apostelgeschichte 1,8 sollen wir das zuerst im eigenen Umfeld tun, dann im ganzen Land und bis an das Ende der Welt. Wir haben etwas, das sich lohnt bis an das Ende der Welt zu tragen.
 
Unterwegs
Von Hebron sandte Vater Jakob Josef nach Sichem. Hebron bedeutet „Bund“. Hier versprach Gott dem Abraham eine große Nachkommenschaft und dass dieses Volk einmal alles Land, vom Bach Ägyptens bis zum Euphrat, besitzen werde. Diese Verheißung ging unter David und Salomo das erste Mal in Erfüllung. Gott machte mit Abraham einen Bund. Damals schrieb man nicht ein Papier oder ein Vertrag, sondern man zerlegte einige Tiere, so dass man durch sie hindurch schreiten konnte. Normalerweise schritten dann beide Bundespartner hindurch und wer sich nicht an den Bund hielt, dem sollte es so ergehen wie diesen getöteten Tieren. Doch Abraham fiel in einen tiefen Schlaf und nur Gott schritt in einer Feuersäule durch diese Tiere (1.Mose 15). So entstand ein einseitiger Bund. Gott verpflichtete sich, Abrahams Nachkommen dieses Land zu geben. Ein Bild dafür, dass Gott sich an seinen Bund, seine Verheißungen erinnert und sie erfüllt, auch wenn wir Menschen untreu sind. Darum schickte er auch Jesus, um uns durch seinen stellvertretenden Tod wieder die Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater zu ermöglichen.
 
Vom Ort des Bundes sandte Jakob seinen Sohn nach Sichem. Sichem ist ein Ort des menschlichen Versagens. Sichem heißt „Last“. Hier geschah die Vergewaltigung von Diana, Josefs Halbschwester. Darauf nahmen seine Brüder Rache und töteten alle männlichen Einwohner (1.Mose 34). Vom Ort der Verheißung wurde Josef in die Not der Welt gesandt. Als er dort ankam war, waren seine Brüder schon weiter nach Norden gezogen. Sie hatten sich immer weiter von Zuhause entfernt bis nach Dotan.
 
Dotan bedeutet „Doppelbrunnen“. Dotan widerspiegelt Gottes Freiheit im Führen seiner Knechte. Elisa erlebte in Dotan, wie ein großes Engelheer ihn umringte und ihn sicher aus der Not hinausgeleitete (2.Könige 6,13-19). Josef erlebte gerade das Gegenteil. Und trotzdem, in beiden Wegen ist Gottes Handeln sichtbar. Wenn wir uns von Gott gebrauchen lassen, erleben wir nicht unbedingt ein leichtes Leben. Manche erleben viel Not und andere können aus dem Vollen schöpfen. Wie auch immer Gott dich führt: Wenn er mitgeht, dann ist es ein Segensweg. Wir werden bei Josef noch miterleben, wie Gott gerade durch die Tiefe seine Knechte erhöht.
 
Verworfen
Es scheint so, als habe Josef den Brüdern gerade noch gefehlt. Schon als sie ihn von ferne sahen, berieten sie, wie sie ihn töten könnten.
 
Jesus erzählte einmal ein Gleichnis über sich. Er sagte: Ein Mann hatte einen Weinberg, den er verpachtete, weil er ins Ausland musste. Als die Zeit der Ernte kam, sandte er einen Knecht, um von seinen Früchten zu empfangen. Die Weingärtner nahmen den Knecht und schlugen ihn. Andere Knechte misshandelten oder töteten sie. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sagte: Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben. Doch als die Weingärtner den Sohn sahen, sagten sie: Dieser ist der Erbe. Kommt lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen (nach Matthäus 21,33-38). Jesus sagte dazu: Den Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden (Matthäus 21,42).
 
Zu seinen Jüngern sagte Jesus (Johannes 15,20): „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“. Wir sind gesandt und werden nicht willkommen geheißen. Das Leiden der Gottesknechte ist noch nicht abgeschlossen. Menschen bringen die Botschaft vom Frieden Gottes und müssen selbst viel Unfrieden erleiden, auch heute noch. Paulus schreibt dazu (Kolosser 1,24): Ich freue mich in den Leiden für euch und ertrage an meinem Leib, was von den Leiden Christi noch durch die Gemeinde erduldet werden muss.
 
Verleumdet
Die Brüder sagten zueinander: Seht, der Herr der Träume, der Baal der Visionen (Baal-haChalomoth / 1.Mose 37,19). Wenn hier oft nur mit Träumer übersetzt wird, dann ist das eine zu schwache Wiedergabe des Sachverhaltes. Die Brüder brauchten einen Ausruf voll Hohn, Verachtung und Lästerung. Sie bezeichneten Josef als ein kananäisches Orakel. Die göttlichen Verheißungen wurden als teuflische Spitzfindigkeit dargestellt.
 
Geradeso wie die Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus mit Beelzebub oder Baal-zibul (Herr des Ungeziefers) in Verbindung brachten (Markus 3,22 / Matthäus 12,24). Anschließend warnte Jesus seine Zuhörer eindringlich, dass sie nicht das als teuflisch bezeichnen sollen, was Gottes Geist wirkt. Wie schnell wird gespottet und wie schnell sind wir Menschen im Verurteilen. Die Bibel warnt uns davor. Die jüdischen Führer zogen mit ihrem Urteil einen großen Teil ihres Volkes mit in den Abgrund, indem sie Jesus verwarfen und ihn einen Pakt mit dem Beelzebub vorwarfen. So wie die Mission von Josef am Spott und Widerstand der Brüder scheiterte, so konnte auch Jesus kein Friedensreich auf Erden bauen, weil ihn die geistlichen Führer verwarfen und verfolgten.
 
Die Worte Jesu sind eine nicht ganz einfache Sache für uns. Manches was heute im Namen Gottes getan wird, hat seinen Ursprung irgendwo, aber sicher nicht bei Gott. Dennoch dürfen wir auch nicht ins Gegenteil verfallen und in allem nur noch den Teufel sehen. Im Judasbrief steht, dass der Erzengel Michael es nicht wagte, ein lästerndes Urteil über den Teufel zu fällen (Judas 9). Darum will ich es für mich so halten, dass ich tun will, was die Bibel lehrt, und das Urteil über Andere Gott überlassen.
 
Verkauft
Einer der Brüder hatte noch ein gutes Herz, doch er wollte sich nicht exponieren. So schlug Ruben vor, dass man Josef in eine Wasserzisterne werfen solle. Er dachte: „Von dort kann ich ihn später wieder herausholen.“ Für mich ist Ruben wie einige Schriftgelehrte, die innerlich zwar an Jesus glaubten, sich aber nicht exponieren wollten. Sie sind wie Sand im Wind, auf dem man kein Haus bauen kann. Josefs Brüdern schien es auch sinnvoll, ihren Bruder nicht eigenhändig umzulegen. Doch wie wurden sie ihn nun los? So war es geradezu eine Erlösung, als eine Karawane daherkam. Der Bruder Juda hatte die Idee, dass man aus der Sache noch Kapital schlagen könnte und so verkauften sie Josef für 20 Silberlinge. Das war der übliche Preis für einen jugendlichen Mann (3.Mose 27,5). Anschließend tränkten sie das Kleid von Josef im Blut eines Ziegenbockes und schickten es zum Vater zurück. Dieser trauerte um seinen Sohn, den er verloren hatte.
 
Auch Jesus wurde von einem Juda verraten und in die Hände der Heiden ausgeliefert. Judas ist nur die griechische Form vom hebräischen Namen Juda. Judas Ischariot bedeutet: Judäischer Mann aus Kariot. Er kam aus dem Stamm Juda. Er ist also ein Nachkomme von dem Mann, der Josef, seinen eigenen Bruder nach Ägypten verkaufte. Der einzige Unterschied ist, dass Judas für Jesus den Preis eines Sklaven, nämlich 30 Silberlinge (2.Mose 21,12), einkassierte. Bei ihm gab es keine Zwischenhändler wie bei Josef, die auch noch mitverdienen wollten.
 
Josef wurde von seinem Vater zu den Brüdern gesandt. Er war für sie unterwegs. Doch er wurde verworfen, verleumdet und verkauft. Darin zeichnete sich der Weg von Jesus ab. Jesus wurde vom himmlischen Vater zu seinen Brüdern gesandt. Er war für sie unterwegs. Doch er wurde verworfen, verleumdet und verkauft. Johannes beschreibt das kurz und treffend (Johannes 1,11): „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an“. Doch zum guten Glück ist hier dieser Bibelvers nicht zu Ende. Weiter heißt es: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen die an seinen Namen glauben“ (Johannes 1,12). Es ist wahr: Die Masse hat Jesus verworfen, doch alle, die sich Jesus anvertrauen und ihn in ihr Leben einladen, werden angenommen.
 

 

 

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